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    Zu viel deutscher Wald wird verbrannt

    11.06.2010 - HB-PR-Agentur

    Industrie fordert politische Weichenstellung hin zur Kaskadennutzung: Holz muss erst stofflich genutzt werden, bevor es als Brennstoff dient

    19.03.2010, Gießen. Mit Holz zu heizen hat Konjunktur – und das nicht erst seit
    diesem Extremwinter. Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik haben die Deutschen in den vergangenen Monaten mehr Holz verbrannt als stofflich für Produkte verarbeitet. Mit dieser Vergeudung seines wohl wichtigsten Rohstoffs hat sich Deutschland innerhalb weniger Jahre auf das Niveau von Entwicklungsländern
    herabgearbeitet, die ihr Holz ebenfalls überwiegend verbrennen.

    Ökologische und ökonomische Fehlentwicklung

    80 Prozent der Wärme, die aus den boomenden erneuerbaren Energien erzeugt wird, stammt aus Holz. Und längst lässt sich der Brennholzbedarf nicht mehr allein aus Sägeresten oder Altholz decken. Vielmehr wird immer mehr Holz direkt aus dem Wald verheizt. „Das ist in ökologischer und ökonomischer Hinsicht eine Fehlentwicklung und wird den Verwertungspotenzialen von Holz nicht gerecht“, sagt Prof. Dr. Arno Frühwald, Institut für Holztechnologie und Holzbiologie, Hamburg. Zum einen bringen Pellets und Hackschnitzel, Scheitholz und Holzbriketts die
    Forstwirtschaft und somit den Wald an die Grenzen der Nachhaltigkeit. Zum anderen kappt das zunehmende Verheizen von verarbeitbarem Waldholz die Versorgung der deutschen Holzindustrie und gefährdet ihre globale Führungsposition, die Exporterfolge der letzten Jahre und die daran hängenden Arbeitsplätze.

    Waldfrisches Industrieholz – zu schade für Holzbrennstoffe

    Aktuelle Studien des Bundesforschungsinstitut von Thünen (vTI) belegen, dass die Bioenergie schon heute den Nachwuchs im Wald beeinträchtigt und einzelne Baumarten zurückgedrängt werden: Bei Bäumen bis 30 Zentimetern Stammdurchmesser
    ist der Wald bereits übernutzt; es wird mehr geerntet als nachwächst. Entlastung für den deutschen Wald könnten so genannte Kurzumtriebsplantagen für schnell nachwachsende Bäume wie Weiden und Pappeln bringen. Allerdings wären hierzulande mindestens 1,3 Mio. Hektar notwendig, um die Wälder zu entlasten.
    Das entspräche rund 7,5 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche in
    Deutschland. Nicht nur die Nahrungsmittelproduktion, auch andere Wirtschaftszweige setzt die Holzverbrennung massiv unter Druck, weil sie die Holzpreise in die Höhe treibt. Allein in der Holzwerkstoffindustrie und in nachgelagerten Bereichen wie der Möbelindustrie hängen rund 300.000 Arbeitsplätze vom Holz ab. Insgesamt
    beschäftigt der Sektor, der auf dem Rohstoff aufbaut, 1,2 Mio. Arbeitsplätze
    in rund 150.000 Unternehmen.

    Kaskadennutzung: Holz solange wie möglich im Wirtschaftssystem halten

    Ungeachtet der Verknappung forciert der Staat das Verheizen von Holz: Indem er die energetische Nutzung von Holz mit dem reduzierten Umsatzsteuersatz von sieben Prozent fördert und auf das Heizen mit Holz keine Ökosteuer erhebt, verzichtet
    der Fiskus allein bei der Umsatzsteuer auf jährliche Einnahmen in Höhe
    von mind. 262 Mio. Euro. „Diverse Marktanreizprogramme feuern die Problematik sprichwörtlich an“, stellt Dr. Peter Sauerwein fest. Der Geschäftsführer des Verbands
    der Deutschen Holzwerkstoffindustrie (VHI) rät: „Ehe wir Holz endgültig entsorgen, sollten wir es so lange wie möglich im Wirtschaftssystem nutzen.“ Experten sprechen vom Prinzip der Kaskadennutzung: „Das dient nicht nur der Wertschöpfung und Innovationskraft, sondern auch dem Klimaschutz, weil Holzprodukte
    das Klimagas CO2 für ihre gesamte Lebensdauer wegspeichern – in Bauwerken wie Häuser und Brücken, in Möbeln und selbst Verpackungen und Büchern.“ Der VHI fordert die Bundesregierung deshalb auf, die Subventionierung der Verbrennung
    stofflich nutzbarer Holzsortimente sofort zu stoppen.

    Plädoyer für intelligentes Wirtschaften mit Forst und Holz

    Weltweit sind Wärme- und Stromgewinnung aus Holz eine wesentliche Ursache für Waldvernichtung. Vor diesem Hintergrund hat der "Internationale Tag des Waldes", den die Welternährungsorganisation FAO Ende der 70er Jahre ins Leben rief, nichts an Aktualität verloren. National betrachtet, galt das Wirtschaften mit Forst und Holz in Deutschland bislang als Erfolgsgeschichte. Die Forstwirtschaft
    entwickelte mit einer Veröffentlichung 1713 erstmals den Gedanken der Nachhaltigkeit und wies den Weg aus der drohenden Holznot des 18. Jahrhunderts. Damals verboten die Regierungen intensive energetische Holznutzungsformen, zum Beispiel das Aschebrennen für die Glasherstellung.

    Überförderung zwingt Unternehmen zu Holz-Importen

    Auch zukünftig werden die deutschen Wälder nicht verschwinden, dafür sorgen
    bereits das Bundeswaldgesetz und breit anerkannte Zertifizierungssysteme wie
    PEFC und FSC. Der Wald wird sein Gesicht jedoch nachteilig verändern, wenn die Überförderung der Biomasse-Verbrennung nicht bald einer vorausschauenden Ressourcenpolitik weicht. Außerdem werden die Importe stark steigen, auch aus den Waldregionen in Südamerika, Afrika und Indonesien, die für den Klimaschutz
    so wichtig sind. Sauerwein: „Erst verheizen wir in Deutschland alles, was unseren Wäldern bis zur Schmerzgrenze abzuringen ist. Dann wird die durch das Energieholz
    verursachte Verknappung dazu führen, dass Wälder in anderen Teilen der
    Welt als Lieferanten für Deutschland herhalten müssen.“

    Zum Verband der Deutschen Holzwerkstoffindustrie e. V. (VHI):
    Als Teil des Clusters Holz, der in Deutschland mehr als 1 Mio. Arbeitsplätze stellt und 2008 168 Mrd. Euro umsetzte, vertritt der VHI als Industrieverband die fachlichen,
    wirtschaftlichen und technischen Interessen der Hersteller von Span-, MDF und OSB-Platten, Holz-Polymer-Werkstoffen sowie von Sperrholz und Innentüren auf nationaler und internationaler Ebene. Deutschland ist der bedeutendste Holzwerkstoffproduzent
    in Europa.

    Verantwortlich:
    Verband der Deutschen Holzwerkstoffindustrie e. V.
    Dr. Peter Sauerwein
    Ursulum 18, 35396 Gießen
    Fon: +49 (0) 641 97547-0
    Fax: +49 (0) 641 97547-99
    vhimail@vhi.de
    www.vhi.de
    Autor:
    Kienbaum Communications
    Ansprechpartner:
    Herr Langhans Lars
    Straße:
    Ahlefelder Straße 47
    Ort:
    D-51645 Gummersbach
    E-Mail:
    Lars.Langhans@kienbaum.de
    Internet:
    http://www.kienbaum.de

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